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Satire

Zivilverteidigung

"Der Klassenfeind schläft nicht. Da hilft kein Beten.
Er droht uns mit Bomben und Raketen,"
so sprach der erste Sekretär
der SED - Kreisleitung - und noch viel mehr:
" Doch dem Aggressor zum Hohn und Trutz
proben wir jetzt den zivilen Schutz!
Wenn die Atombombe im Kreis explodiert,
wird nicht gleich feige kapituliert,
sondern ein kühler Kopf bewahrt!
Das ist unsre sozialistische Art!
Am Wochenende probt Frau und Mann,
was man im Ernstfall machen kann."
Der Sonnabend kam. Man ließ uns wissen,
wir sollten alle die Fenster schließen,
um sie mit Decken abzudichten,
und ja keine Arbeit im Freien verrichten.
Der Samstag kam. Wir war´n nicht bereit,
Gehorsam zu leisten der Obrigkeit.
Wir machten die Fenster und Türen weit auf.
Da nahm das Unheil seinen Lauf.
Vorm Dorf stieg schwarz wie ein Trauerflor
eine fürchterlich große Wolke empor,
die nach Autoreifen und Gummi stank
und in scheußlichen Teilchen zur Erde sank.
Entsetzt sprangen wir in einem Nu
ins Haus und schlossen die Fenster zu
und machten alle Fugen dicht. -
Dann sahn wir mit eigenem Angesicht,
wie die Helfer auf Bahren - lemurengleich -
Verwundete schleppten, vielleicht auch ´ne Leich.
Uns überkam ein mulm´ges Gefühl -
Gott sei Dank war ´s nur ein Laienspiel,
was die Obrigkeit da für uns inszeniert.
Zum Schluß war´n die meisten amüsiert
und fragten einander des Abend am Tresen:
" Ist nicht alles ein großer Zirkus gewesen?"

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